Freitag, 9. Mai 2014

"Narben" von Paul Senftenberg

Narben ist der dritte Roman des Autors Paul Senftenberg. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Thomas, der mit seiner Mutter nach dem Tod des Vaters vom Land in die Stadt gezogen ist. Seine Mitschüler hänseln ihn und er ist noch nicht über den Verlust des Vaters hinweg.
In dieser Situation bricht er in einen leerstehenden Bungalow ein, verbringt dort seine Tage und beschäftigt sich im Garten.
Dabei wird er von einem Jungen beobachtet, über den man erst nur Bruchstücke erfährt. (Da am Anfang noch ein weiterer Junge eine Rolle spielt, ist das etwas verwirrend).

Es dauert lange, bis die beiden Jungen, Thomas und Jakob, sich überhaupt begegnen und näherkommen dann fühlt man das Sehnen zwischen ihnen mit und erwartet gespannt, dass sie die Distanz zwischen sich überbrücken.
Der Autor zeigt viel Einfühlungsvermögen für die jugendlichen Protagonisten, ihre Sehnsüchte und Probleme. Er kleidet die Geschichte in stimmungsvolle, poetische Bilder ohne Kitsch. Der Bungalow und sein Obstgarten erscheinen als ein fast traumhafter, abgeschottete Ort im Kontrast zur Schule und Elternhaus.

Ab der ersten Seite haben mich die klaren präzisen Sätze in ihren Bann gezogen. Der Stil hat etwas nüchternes, beobachtendes und findet trotzdem zu einer ganz eigenen Schönheit und Zärtlichkeit.

Wie schon bei „Eine ganz andere Liebe“ stammt das Cover-Motiv von dem Maler Martin-Jan van Santen und passt wunderbar zum Buch. Ein echter Hingucker, der sich von dem üblichen Einheitsbrei abhebt.

Wohl das intensivste, vielleicht auch das ausgereifteste Buch des Autors. Auf mehr darf man gespannt sein. 

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