Freitag, 31. Oktober 2014

Rezension zu Großstadtgefühle von Jannis Plastargias

Jannis Plastargias legt mit Großstadtgefühle eine direkte Fortsetzung seines Debütromans Plattenbaugefühle vor. Jonas ist jetzt mit dem attraktiven liebenswerten Paul zusammen, die beiden führen eine Fernbeziehung zwischen München und Berlin. Jonas erlebt eigentlich erst jetzt mit Paul wirklich die erste Liebe, die erste Beziehung.

Jannis Plastargias zeigt mit Jonas einen sensiblen gefühlsbetonten Jungen, der sich kritisch mit der Übersexualisierung der Gesellschaft und der schwulen Szene auseinandersetzt.
Carl aus der Theatergruppe bringt seine Gefühle durcheinander. Obwohl Jonas zu Paul steht, kann er sich Carls Charme nicht entziehen, doch der hat noch eine andere Seite … Carl ist jedenfalls eine interessante ambivalente Figur.

Am Anfang des Buches gelingt dem Autor das Kunststück einer besonderen, sensiblen und völlig natürlichen Erotikszene, die wirklich hocherotisch ist. Davon hätte ich gern noch mehr gelesen, aber im weiteren Verlauf werden Erotikszenen nur noch angedeutet.

Der spezielle Jannis-Stil ist locker, frisch und angenehm zu lesen. Das Cover wirkt ebenso modern wie zeitlos und hebt sich angenehm aus der Masse ab.

Mit Großstadtgefühle gelingt Jannis Plastargias ein authentischer, gefühlvoller und zeitgemäß Roman für Jugendliche und Junggebliebene. Leider scheint es der Verlag nicht hinzubekommen, eine eBook-Ausgabe zu erstellen, man „muss“ also zur schönen Printausgabe greifen.


Mehr über den Autor im Interview
Großstadtgefühle, Roman 170 Seiten, erschienen bei Michason & May 2014


Sonntag, 26. Oktober 2014

Debüt und Abschied

Für den ersten Roman eine/r AutorIn gibt es ein eigenes Wort – Debütroman. Meiner erschien 2010 im Debütverlag. Für den voraussichtlich letzten Roman gibt es keinen eigenen Begriff. Ich kreiere also ein neues Wort – Abschiedsroman. Klingt schön, ist traurig. Nur eine Frage der Liebe ist mein Abschiedsroman.

An meinen vier Romanen habe ich lange und hart gearbeitet. Zwölf Jahre begleitet das Schreiben mich nun. Ich habe meine Berufs- und Lebensgestaltung darauf ausgerichtet.
Als ich anstrebte, meinen ersten Roman zu veröffentlichen, hatte ich natürlich gewisse Vorstellungen und Hoffnungen. Weitere Romane beim selben Verlag veröffentlichen, in der Entwicklung als Autorin gefördert und beraten zu werden. Rezensionen in (Online)Magazinen u.ä. bekommen, Literaturkritik. Mich mit anderen Autoren austauschen. Solche Dinge, soweit ich mich erinnere. Bücher verkaufen natürlich auch. Natürlich keine große Menge, das war mir auf Grund der Nischenhaftigkeit meiner Bücher klar.
Die Verlage habe ich aus verschiedenen Gründen gewechselt. Rezensionen von „offizieller“ Seite bekamen meine Romane nie.
Dafür bekam ich etwas anderes, womit ich in diesem Maß nie gerechnet hätte: Leser, die mir wunderbares Feedback gaben, die meine Texte auf verschiedenen Ebenen verstanden, schöne Rezensionen schrieben. Die mir dankten, liebe Worte schrieben, mich unterstützten! Tolle AutorInnen, mit denen ich mich austauschte, fand ich auch.

Das Bücherverkaufen – lief mal zögerlich, mal gut, mal erfreulich, dann wieder zäh. Natürlich kamen einige Verkäufe zusammen über die Jahre. Aber dass es von Roman zu Roman, wie es eigentlich logisch wäre, mehr geworden, es leichter geworden wäre, kann ich nicht behaupten.
Was ich inhaltlich erzählen wollte, was mir thematisch und stilistisch wichtig war, hat nicht immer die Resonanz gefunden, die ich mir gewünscht habe.

Der Markt hat sich in den letzten drei Jahren rasant verändert, dank eBooks und neuen Möglichkeiten des Selbstverlegens. Ich habe das als Chance gesehen und auch genutzt. So wie ich immer nach neuen Möglichkeiten Ausschau gehalten habe. Die Absatz- und Verdienstmöglichkeiten (kürzerer eBooks) machten dem Vergleich zum Roman für mich nicht aufbauender.
Aber auf dem Markt gab es auch Entwicklungen, denen ich nur schwer folgen konnte. Dinge wie Schreibstil, Schreiberfahrung, Überarbeitung, Fehlerfreiheit und Authentizität verloren an Bedeutung.

Nein, ich möchte nicht mehr für einen Stundenlohn im Cent-Bereich schreiben. Mein langsames Schreibtempo tut hier ein übriges. Ja, Schreiben ist meine Leidenschaft – aber nicht mein Hobby.

Darum habe ich mich entschlossen, keinen weiteren Roman mehr zu schreiben. Natürlich kann es sein, dass es mich irgendwann wieder rafft. Es ist nicht so, dass ich keine Ideen habe. Und ich werde weiter schreiben, Kurzgeschichten, Erzählungen - Texte, an denen man nicht jahrelang mit ungewissem Ausgang arbeitet.


Ich möchte allen danken, die mich über die Jahre unterstützt haben!


Samstag, 18. Oktober 2014

Ist "Benjamins Gärten" gay romance

Ist Benjamins Gärten eigentlich gay romance? - das fragte mich eine liebe Autorin vor einiger Zeit. Etwas überrumpelt überlegte ich kurz und antwortete dann etwas wie: Nein, eigentlich nicht. Ich schrieb es lange, bevor es "gay romance" gab.

Nun, meinte meine Gesprächspartnerin weiter, sie hatte schon länger mal überlegt, es zu lesen, aber war sich nicht sicher, ob es ein Happy end hat. Meine Antwort konnte sie da nicht beruhigen.
Nun war ich verblüfft - mir war nicht klar gewesen, dass das Label "gay romance" so eng mit einem Happy end und dem Wunsch danach verknüpft ist.

Benjamins Gärten und meine Erzählung Daniel und Ismael schrieb ich lange, bevor der Begriff "gay romance" in Deutschland aufkam. Ich orientierte mich an Werken der schwulen Literatur (Buchliste).
Vom Genre her ist Benjamins Gärten ein Coming of age-Roman, der auch eine Liebesgeschichte enthält. Phillips Bilder gehört dem selben Genre an, und hier gibt es nicht einmal eine "richtige" Liebesgeschichte, nur eine Romanze.
Auch stilistisch, inhaltlich und im Aufbau sind beide Romane weit von gay romance entfernt, denke ich.  
Im Zimmer wird es still ist zwar die Geschichte einer Liebesbeziehung, von einem typischen Liebesroman aber doch weit entfernt. Von dem berühmten HE ganz zu schweigen. Auch hier also kein gay romance in Sicht.

Nur weil die Protagonisten schwul sind, ist ein Roman nicht automatisch gay romance. Für mich ist schwul kein Genre, oft nicht einmal das Thema. Das einzige originär homosexuelle Genre ist der Coming out-Roman. 
Und Nur eine Frage der Liebe? Nun, eine klassische Liebesgeschichte definitiv. Schwul auch. Erotik auch. Trotzdem habe ich es nicht als gay romance geschrieben.
Und die Sache mit dem Happy end? Anfragen dazu beantworte ich gerne ...