Dienstag, 19. Juni 2018

Fahren mit wehendem Haar von Paul Senftenberg

Der Roman hat acht männliche Hauptfiguren – da ist zum Beispiel Markus, der nicht über die Selbst-Ablehnung, bedingt durch eine Hasenscharte, hinwegkommt, Lukas, dessen Eltern gestorben sind, oder Niklas, der unglücklich in seinen besten Freund verliebt ist. Gabriel, der seine Musiker-Karriere fast aufgegeben hat, Michael, der nicht nur Kellner sein will, oder der übergewichtige, von seiner fanatisch religiösen Mutter unterdrückte Nepomuk.

Einige der Figuren hat der Autor bereits in dem Drehbuch Lakeview summer, erschienen in der Anthologie Sein schönster Sommer verwendet, aber beide Werke weisen große Unterschiede auf und der Wiedererkennungswert ist gering.

Die Handlung spielt in einer kleinen Stadt und konzentriert sich um einen See mit auf dem Felsen thronender Burgruine und Friedhof – ein idyllischer friedlicher Ort.

Ich will ehrlich sein – erst einmal habe ich das Lesen vor mit her geschoben, hatte irgendwie keine Lust darauf, vielleicht wegen der vielen Hauptfiguren. Aber Paul Senftenberg hat es geschafft, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte und in zwei Tagen ausgelesen habe.
Zu Beginn ist es etwas anstrengend mit den vielen Figuren, aber gleichzeitig entwickelt sich schnell ein Sog, der einen beim Lesen in das Buch zieht. Zuerst erzeugt der klare, fast sachliche Stil noch eine gewisse Distanz, einen Abstand zu den Figuren, der sich aber immer mehr auflöst.

Was mir besonders gefallen hat, sind die intensiven, mit wenigen Worten erzeugten Bilder des Sommers, die sehr visuelle Erzählweise. Man spürt die Wärme des Sommers, die Stille der Nächte. Wie auch bei anderen Büchern korrespondiert dazu das Cover mit einem Gemälde von Martin-Jan van Santen.

Immer wieder tun sich Abgründe der Figuren auf. Dazwischen wird es auch kurz sehr romantisch. Die besondere Kunst des Autor ist es, dass die Handlungen und Gedanken der Charaktere nie unrealistisch, überzogen, unnatürlich sind – und damit ist meisten den Figuren auch nicht das perfekte Happy-end gegönnt, aber alle machen kleine Fortschritte.

Ein lohnender Sommer-Roman, der eine Weile nachhallt.

Himmelstürmer-Verlag 2018
180 Seiten, eBook
gebundene Ausgabe 18,90 €

Montag, 4. Juni 2018

Update

Ein paar kleine Neuigkeiten seit meinem letzten Post ...

Genau ein Jahr nach Erscheinen gibt es die Sommeranthologie Sein schönster Sommer nun auch kostenlos über Kindle unlimited zu leihen (vorübergehend)! Solange ist sie in anderen eBook-Shops nicht erhältlich.

Die Neuveröffentlichung von Der Engel auf der Fensterbank hat zwei 4-Sterne-Bewertungen bekommen - da die alte Ausgabe überhaupt keine hatte, besonders schön.

Der dünne Boden, auf dem wir stehen hat die 5. (!) 5-Sterne (!) Rezension bekommen. Und das, wo kostenlose eBooks sonst für ein-Stern-Verrisse prädistiniert sind.
Das neue Cover hat vielleicht auch geholfen :-)


"Wundervolle Kurzgeschichten. Mitten aus dem Leben, melancholisch und sehr gefühlvoll geschrieben. Möchte gar nicht so viel verraten und den Zauber nehmen. Fesselnd und ergreifend. Sehr lesenswert. Bloß nicht entgehen lassen." V./Amazon

Und Last but not least hat Phillips Bilder eine wunderbare neue Rezension bekommen:

Man lebt in der Geschichte, sieht die Bilder vor sich, sieht was die Protagonisten sehen, riecht und schmeckt den Sommer. Ein einzigartig gefühlvoller Schreibstil. In einem Wort zusammen zu fassen: Echt. Echte Gefühle, echte Liebe, echtes Leben. Einfühlsam und tiefgründig geschrieben. Auf jeden Fall absofort eine meiner Lieblingssommerlektüren.
Niemand schreibt derart realitätsnah wie Walther. Niemand erfasst die Gefühlswelt seiner Charakter so echt, so genau, so nachfühlbar! Ganz zu schweigen von dem Bild, das durch immer perfekt gewählte Worte in meine Fantasie gemalt wird. Beim Lesen ist es, als wäre man mit Phillip in Benjamins Garten. Ein echtes Lesevergnügen. V./Amazon


Vielen Dank an V.!