Samstag, 9. Dezember 2017

Abschied II

Vor drei Jahren musste ich mich entschließen, keine Romane mehr zu schreiben (Blogartikel). Seitdem habe ich Kurzgeschichten und Erzählungen veröffentlicht und mich an Anthologien beteiligt oder sie herausgegeben. Das hat mir meistens viel Freude gemacht - auf großes Interesse bei den LeserInnen stieß es leider nicht immer. Insgesamt ist ein kontinuierlicher Abwärtstrend zu verzeichnen, der seit Frühjahr diesen Jahres noch mal eine besondere Deutlichkeit erreicht hat.
Da schreiben mein Nebenberuf ist, bin ich mittel- und langfristig auf die Einnahmen angewiesen. Und hier komme ich zum Punkt - wirtschaftlich kann ich es mir nicht länger leisten, verschwindende Einnahmen zu haben. Beziehe ich in die Rechnung auch nur einen minimalen Stundenlohn (sagen wir mal einen Euro) ein, bin ich schon an dem Punkt, wo ich draufzahle.
Um überhaupt weiter schreiben zu können, musste ich eine Entscheidung treffen. Die Lösung sehe ich darin, mich komplett der lesbischen Literatur zuzuwenden. Hier habe ich was die Verkaufzahlen angeht gute Erfahrungen gemacht. Der Markt für schwule Literatur ist dagegen in den letzten Jahren zusammengebrochen (das höre ich auch von Kollegen, liegt also nicht nur an meinen Büchern).
'Aber gay romance ist doch gerade so erfolgreich', werden einige sagen. Das stimmt auch, soweit ich das sehe. Der Markt ist regelrecht explodiert. Warum das negative Auswirkungen auf schwule Literatur hat, weiß ich nicht, es scheint aber so, zumindest gibt es einen zeitlichen Zusammenhang. Nun gibt es ja auch Statistiken, die belegen, dass die Storchpopulation und der Geburtenrückgang kongruent sind. Die Zusammenhänge sind mir nicht ganz klar, ich sehe nur die Auswirkungen.

Jedenfalls wird Marek – ein Zuhause finden mein letzter Text mit schwulen Protagonisten sein. Ich könnte jetzt sagen – mir bricht das Herz, aber das ist es schon seit langer Zeit Stück für Stück. Es fällt mir schwer, das hier zu schreiben – es war mein Leben.

Nochmals ganz vielen Dank, an alle LeserInnen und AutorInnen, die mich und meine Bücher immer unterstützt haben!


4 Kommentare:

  1. Oh..........wie schade. Ich mag die Bücher sehr und lese sie immer aufs Neue. Freue mich schon auf Marek - ein Zuhause finden. Wünsche alles Liebe und Gute.

    G. Miltz

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  2. Danke Gertrud, so ein Feedback freut mich wirklich sehr! Es ist das größte Kompliment für mich, wenn man meine Bücher gern mehrmals liest.

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  3. Liebe Jana,

    ich kann sehr gut nachvollziehen was du erzählst. Du hast mir quasi aus dem Herzen gesprochen. Das Schreiben (nicht nur von Romanen) kostet enorm viel Zeit. Das Feedback der Leserinnen belohnt die Autorin zwar, aber die Schreiberei sollte schon mehr einbringen als nur ein paar nette Worte, nämlich ein angemessenes Honorar. Meiner Erfahrung nach ist das auch bei lesbischer Literatur nicht so ohne weiteres möglich. Ich habe, wie du weißt, viele Jahre lesbische Literatur geschrieben und kann dir sagen: Egal wie ich es angefangen habe - im Jahr kam kaum mehr als ein dreizehntes Monatsgehalt dabei rum. Okay, ich bin nicht so aktiv im Netz wie du und vernachlässige es zu sehr, Werbung für mich zu machen. Es reicht eben nicht, wenn man ein Buch fertig hat, mal wieder zwei Monate aus der "Schreibstube" aufzutauchen und auf facebook in alle mgl. Gruppen zu posten. Aber für mehr reicht die Zeit bei mir einfach nicht. Ich habe noch einen Job, eine Frau, Katzen, Hund, Haus, Garten ... und alle brauchen etwas Aufmerksamkeit bzw. halten sich nicht von allein in Ordnung.

    Ich bin mittlerweile auch an dem Punkt, wo ich mir überlege, ob ich das Schreiben nicht ganz einstellen soll. Wobei ich das gar nicht mehr überlegen muss, sondern durch die Umstände einfach dahin getrieben werde. Nach meiner Rückkehr von Dänemark nach Deutschland hatte ich ursprünglich einen Teilzeitjob und die Idee, die andere Hälfte des Tages zu schreiben. Das hat aber nur bedingt geklappt. Ich hatte immer Stress und Zeitnot, weil mich der schnöde Alltag einfach zu viel Zeit kostet. Es ist mir nicht mehr gelungen, genug Zeit für mein Hobby frei zu schaufeln. Also habe ich nach und nach meinen Teilzeitjob zum Vollzeitjob gemacht (machen müssen), um finanziell einigermaßen klar zu kommen. In den letzten neun Monaten habe ich gar nichts mehr geschrieben.

    Ich wünsche dir wirklich, dass du auf dem Gebiet der lesbischen Literatur nicht nur Freude am Schreiben hast, sondern auch den gewünschten finanziellen Fortschritt erreichst. Aber ob der Stundenlohn hier nun ein so viel besserer ist ... ich weiß nicht. Ich hoffe sehr für dich, dass du nicht bald den Abschied III schreiben musst.

    Liebe Grüsse
    Julia Arden.

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  4. Liebe Julia,
    Danke für Deine Worte. Ich bin etwas erstaunt, denn Du hast ja wirklich eine große Stammleserschaft, dachte ich, die Deine Bücher auch unterstützt. Das Spannungsfeld Zeit versus Einkommen kennen ich. Dabei bist Du ja eigentlich auch eine von denen, die sehr kontinuerlich und fleißig schreibt.
    Aus meiner bisherigen Erfahrung weiß ich, dass es bei der lesbischen Literatur (noch) besser aussieht. (Und das bei geringem Werbeaufwand.) Um mehr als ein 13. Monatsgehalt geht es mir ja nicht!
    Dafür ist in diesem Bereich das Feedback wirklich spärlich - das sind schon fast unterschiedliche Welten.
    Auch Dir alles Gute und liebe Grüße
    Jana

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