Nun aber hinein in den Sommer - alle AutorInnen haben von mir die Selben zwei Fragen bekommen:
1. Was verbindest Du persönlich mit dem Sommer und was davon hat in Deine Geschichte Eingang gefunden?
2. Wie entstand die Idee zu Deiner Geschichte und welche Schwierigkeiten ergaben sich (vielleicht) in der Umsetzung?
Björn Petrov - Bloody summer
Frage 1
Sommer bedeutet für mich: nass sein. Gut, ich versuche eigentlich
auch in allen anderen Jahreszeiten, so oft wie möglich schwimmen zu
gehen, aber im Sommer war und ist das natürlich lauschiger, so im
Freien. Wobei ich auch im Februar in die Ostsee gehe. ;-) Am besten,
man kann schon früh am Morgen einen Runde im See drehen, und abends
dann noch einmal. Es ist also wenig überraschend, dass eine meine
Figuren - ich sag nur "Schwimmhäute" - ein dezent
amphibisches Wesen ist. Und dass er so intensive Erinnerung an die
nassen Eigenschaften seiner Heimat hat. Dass ausgerechnet so einer
auf diesem Planeten Dienst tun muss ... ja. Gemein, nicht? Ich
wünsche ihm vorn Herzen, dass er irgendwann wieder in einen kühlen
Bergsee planschen kann.
Frage 2
Ich liebe SciFi und Phantastik. Es ist herrlich, wie man sich da ausspinnen kann. Daher war klar, wie die Rahmenkonstruktion der Geschichte aussehen sollte. Und dann wollte ich einfach mit dem Begriff an sich spielen. Denn so, wie "Sommer" für jeden Menschen unterschiedliche Assoziationen und Bilder weckt, kann man es ja auch noch weitertreiben und mal ganz abstrakt rangehen. So kam es dann zu dem planetaren Schauplatz, der zumindest gewisse sommerliche Aspekte hat - wenn auch keine sonderlich angenehmen. Mir war aber klar, dass es nicht reichen würde, einen ausschreibungsgerechten Hintergrund zu bauen, vor dem dann irgendeine Geschichte spielt. Deshalb haben meine Helden eben so ausgeprägte Sehnsüchte nach ihrem jeweiligen Sommergefühl - das wiederum für jeden von ihnen ein bisschen anders aussieht. Einig sind sie sich allerdings darin, dass Sommer mit Naturschönheit, Wohlbefinden, Entspannung und Genuss zu tun hat. Die Sehnsucht danach, der Wunsch nach einem wunderschönen, vielleicht gemeinsamen Sommer lässt sie durchhalten.
Ich liebe SciFi und Phantastik. Es ist herrlich, wie man sich da ausspinnen kann. Daher war klar, wie die Rahmenkonstruktion der Geschichte aussehen sollte. Und dann wollte ich einfach mit dem Begriff an sich spielen. Denn so, wie "Sommer" für jeden Menschen unterschiedliche Assoziationen und Bilder weckt, kann man es ja auch noch weitertreiben und mal ganz abstrakt rangehen. So kam es dann zu dem planetaren Schauplatz, der zumindest gewisse sommerliche Aspekte hat - wenn auch keine sonderlich angenehmen. Mir war aber klar, dass es nicht reichen würde, einen ausschreibungsgerechten Hintergrund zu bauen, vor dem dann irgendeine Geschichte spielt. Deshalb haben meine Helden eben so ausgeprägte Sehnsüchte nach ihrem jeweiligen Sommergefühl - das wiederum für jeden von ihnen ein bisschen anders aussieht. Einig sind sie sich allerdings darin, dass Sommer mit Naturschönheit, Wohlbefinden, Entspannung und Genuss zu tun hat. Die Sehnsucht danach, der Wunsch nach einem wunderschönen, vielleicht gemeinsamen Sommer lässt sie durchhalten.
Die Schwierigkeit lag für mich darin, eben wirklich genug Sommer in
der Geschichte zu haben. Wie schon oben gesagt - es reicht nicht,
einen Planeten lustig zu benennen und da kräftig die Sonne scheinen
zu lassen.
Justin C. Skylark - Zwei Zelte
Frage 1
Ich mag den Sommer, bin zwar kein
Sonnenanbeter und obwohl ich das Meer gleich vor der Tür habe,
findet man mich selten am Strand. Dennoch fühle ich mich in den
warmen Jahreszeiten wohler, mein Gemüt ist positiver gestimmt und
ich friere seltener, obwohl ich in der kalten, dunklen Jahreszeit die
Gemütlichkeit schätze. Ich reise jedes Jahr mindestens 1 x nach
Norwegen und meistens genieße ich dort gutes Wetter, sogar in
Bergen, wo es bekanntlich immer regnen soll, habe ich 2 x
Temperaturen über 20° erlebt. Ich liebe es, die Natur und die
Städte Norwegens zu erkunden und da ist schönes Wetter von Vorteil.
Der See Sognsvann hat mich zu der Geschichte inspiriert, es ist ein
Gewässer in der Nähe von Oslo mit wunderschöner Landschaft und
einladenden Ufern. Der See ist im Sommer von Einheimischen und
Touristen gleichermaßen gut besucht, doch bei meiner Story habe ich
mir einfach vorgestellt, dass Mats und Basti an einer ruhigen Stelle
allein sind auf weiter Flur.
Frage 2
Wie die Idee entstand kann ich gar
nicht mehr genau sagen. Wie in der ersten Frage erwähnt, hat mich
ein See in Norwegen inspiriert, die Details kamen dann beim
Schreiben, z.B. auch der Hinweis auf ein Buch von Jana. An
Schwierigkeiten bei der Umsetzung kann ich mich nicht erinnern. Es
sollte eine unterhaltsame, leichte Geschichte werden, die eher zum
Schmunzeln anregt, als zum kritischen Nachdenken.
Levi Frost - Zwei in einem Boot
Rein vom Gefühl her habe ich wohl mehr
verregnete als trockene Sommer erlebt - obs nun am Klimawandel oder
am Wohnort liegt, sei mal dahingestellt. Daher verbinde ich mit der
warmen Jahreszeit definitiv heftige Regengüsse, weiches Geniesel,
nächtliches Gepladder und alles, was damit zu tun hat. Heiße
Pflastersteine, die unter der Nässe dann lauwarm, aber trotzdem noch
nicht kalt anfühlen, wenn man barfuss darauf geht. Blattgrün, das
bis eben noch schlapp runterhing und nach dem Regen frisch und prall
wirkt. Bestimmte Düfte. Gerade, wenn man eine Weile auf das
erlösende Sommergewitter warten musste, kommt einem die Welt
hinterher klarer, sauberer, freundlicher vor. Grundsätzlich finde
ich Sommergeregne weniger deprimierend als Niederschläge in anderen
Jahreszeiten. Und klar - diese Eindrücke habe ich in meiner
Geschichte untergebracht. Ich habe mich sicher nicht hingesetzt und
mir fest vorgenommen, auf Biegen und Brechen einen Text zu verfassen,
der eben nicht "Blauer Himmel, zarte Wolken, strahlender
Sonnenschein" ist - das Kernthema stand unabhängig vom dann
drumherumgeschriebenen Wetter schon beizeiten fest. Allerdings wollte
ich diese Begebenheit auch nicht einfach nur in ein typisches
Sommerambiente einbauen, so dass man sie theoretisch auch nach
belieben und ohne Umarbeitung in andere Jahreszeiten umplatzieren
könnte. Mir war sehr wichtig, dass die Wetterlage eindeutig
sommerlich und zugleich eng mit der Stimmungslage und dem Handeln der
Figuren verwoben ist; dass die metaphorische Wirkung deutlich wird
und quasi die innere, seelische Wetterlage der Figuren in den äußeren
Umständen reflektiert wird. Bei einem vorweihnachtlichen Spaziergang
über den Weihnachtsmarkt, Geschlender durch laue Frühlingsnächte,
bilderbuchartigem Juliwetter oder Geraufe im Herbstlaub hätten die
vielen nicht ausgesprochenen Worte zwischen den beiden ganz anders,
oder auch gar nicht gewirkt.
Die Idee ... hm. Ich wollte keine
belanglose Romanze im Sommerglanz schreiben, denn ich halte es für
einen Trugschluss, dass die helle, warme Jahreszeit das Leben in
allen Bereichen leichter macht. Zwischenmenschliche Probleme lassen
sich nicht leichter beheben, nur weil draußen die Sonne lacht. Also
richtete sich mein Blick auf Zustände, die einem theoretisch den
Sommer auch gründlich vermiesen können. Zu dem Zeitpunkt stand der
Titel der Anthologie ja noch nicht fest - ansonsten wäre ich
vielleicht in eine andere Richtung gegangen. Und da ja allgemein
bekannt ist, dass Männer eher zu wenig als zu viel reden, hielt ich
das für einen interessanten Aspekt. Damit war klar: Zwei
tendenzielle Schweiger in eher untypischer Sommerlichkeit. Und damit
war ich an dem Punkt, dass die Wortlosigkeit, Hilflosigkeit,
Ratlosigkeit beim Aussprechen ja einen Grund haben musste.
Dauerregen auf der Seele schien mir ganz passend ... und da war sie
dann, die Grundidee. Menschen sind halt auch im Sommer traurig,
unglücklich, unbeholfen und sehnsüchtig. Da hilft kein Badesee und
kein Softeis, da muss man durch. Also hab ich sie durchgeschickt,
durch den Tag und ihre wolkenverhangene, gewittergebeutelte,
tropfnasse Seelenlage.
Die Schwierigkeit für mich lag darin, trotz knapper Dialoge den
Lesern deutlich zu machen, was da vor sich geht. Ich wollte
keinesfalls lange Erklärtetexte und Ausleuchtungen irgendwelcher
endlosen Gedankenschleifen. Das heißt, Worte, Gesten, Mimik,
Verhalten ... das musste alles ausreichen und eindeutig genug sein,
damit sich der (beobachtende) Leser reinfindet, abgeholt wird und
dabei bleibt. Dieses innerlich Gebremste, Unsichere, und andererseits
aber Entschlossene, Bejahende darzustellen, ohne es zu zerlabern -
das war die Herausforderung bei der Sache. Und natürlich die Leser
dazu zu kriegen, die beschriebenen Umgebungen mit allem Drum und Dran
so nah und echt wie möglich wahrzunehmen. Aber den Anspruch hab ich
eigentlich immer.
Paul Senftenberg - Lakeview summer
Frage 1
Meine Gefühle, was den Sommer
betrifft, meine Empfindungen der Leichtigkeit und Freiheit, die die
warme Jahreszeit in mir auslöst, diese Hoffnung, dass alles gut ist,
wie es eben ist, und dass uns nichts Schlimmes passieren kann, habe
ich in meinem Sommerroman Eine ganz andere Liebe zu vermitteln
versucht. Diese fast euphorische Stimmung der langen, hellen,
sonnendurchfluteten Tage wird in den Bildern und Szenen dieses Textes
spürbar. Beispielhaft – und ich kann es in anderen Worten nicht
besser ausdrücken – sind die letzten Absätze des Romans: Das ist
Sommer für mich.
Die Morgensonne
vor Augen, das Gleißen am Himmel vor sich, spüren sie, wie ihnen in
der Brust das Herz schlägt. Sie fühlen sich so lebendig wie
noch nie zuvor, frei wie junge Vögel, für die das Leben gerade
erst begonnen hat und für die es keine Schranken gibt. In diesem
Moment tragen sie in sich die Gewissheit, unsterblich zu sein.
Die Jungen
treten vor bis an den Rand des Abgrunds und schauen nach unten.
„Puh!“,
meint Michael.
„Wir
schaffen das!“, ruft Daniel.
Zusammen gehen
sie zurück bis an den hinteren Rand des Felsblocks. Jetzt zögern
sie nicht mehr. Michael hebt den Kopf in den Wind und hört dicht
neben sich Daniels Jauchzen.
Gleichzeitig,
als brauchten sie keine Verständigung durch Worte, nehmen
sie Anlauf.
Sie rennen los.
Sie spüren
unter ihren nackten Füßen den rauen kühlen Fels, sie brechen mit
ihren Körpern eine Schneise in den Wind, der ihnen keinen Widerstand
mehr bietet, und im Laufen fassen sie einander an den Händen.
Kneifen die
Augen zusammen.
Und springen.
Frage 2
Das Drehbuch „Lakeview Summer“
entstand – in etwas anderer Form – im Frühjahr des vorigen
Jahres aus dem ganz konkreten Anlass eines geplanten und eigentlich
bereits fixierten Filmdrehs. Aus dem Grund, dass manche Menschen
einfach nicht zu ihrem Wort stehen und im einen Moment von einer
Sache total begeistert sind, im nächsten aber nichts mehr davon
wissen wollen, verlief das Projekt dann aber im Sand. Anfangs
verärgert über meine Naivität und Gutgläubigkeit und enttäuscht
von den beteiligten Personen und der verpassten Gelegenheit, ergab
sich nach einiger Zeit daraus aber eine neue Chance. Ich glaube
nicht, dass es den Roman Fahren mit wehendem Haar, an dem ich
derzeit arbeite, ohne den Enthusiasmus und die Enttäuschungen des
Vorjahres geben würde. Einige der Figuren des Drehbuches, ein Teil
des Settings, die sommerlich-leichte Stimmung und zweifellos auch die
persönlichen Bekanntschaften und die positiven und negativen
Erfahrungen, die mit dem ursprünglichen Projekt zusammenhängen,
sind in den Text eingeflossen. Wenn ich dann im nächsten Jahr das
fertige Buch in Händen halten werde, wird sich wieder einmal
erwiesen haben, dass in jedem Scheitern auch der Anfang von etwas
Neuem liegen kann.
Vielen Dank für Eure Antworten!
Wer jetzt neugierig geworden ist, kann hier lesen: Sein schönster Sommer
Vor dem 2. Teil der Interviews wird es noch ein Special geben - Ihr könnt gespannt sein!
Oh, das macht neugierig. Wie unterschiedlich die Autoren das Thema sehen und behandeln - das macht wirklich neugierig auf die Unterschiedlichkeit der Geschichten, die diese Interviews erahnen lassen.
AntwortenLöschenIch freue mich drauf!
Das freut mich sehr! Viel Spaß :-)
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