Narben ist der dritte Roman des Autors
Paul Senftenberg. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Thomas, der mit
seiner Mutter nach dem Tod des Vaters vom Land in die Stadt gezogen
ist. Seine Mitschüler hänseln ihn und er ist noch nicht über den
Verlust des Vaters hinweg.
In dieser Situation bricht er in einen
leerstehenden Bungalow ein, verbringt dort seine Tage und beschäftigt
sich im Garten.
Dabei wird er von einem Jungen
beobachtet, über den man erst nur Bruchstücke erfährt. (Da am
Anfang noch ein weiterer Junge eine Rolle spielt, ist das etwas
verwirrend).
Es dauert lange, bis die beiden Jungen,
Thomas und Jakob, sich überhaupt begegnen und näherkommen –
dann fühlt man das Sehnen
zwischen ihnen mit und erwartet gespannt, dass sie die Distanz
zwischen sich überbrücken.
Der Autor zeigt viel
Einfühlungsvermögen für die jugendlichen Protagonisten, ihre
Sehnsüchte und Probleme. Er kleidet die Geschichte in
stimmungsvolle, poetische Bilder ohne Kitsch. Der Bungalow und sein
Obstgarten erscheinen als ein fast traumhafter, abgeschottete Ort im
Kontrast zur Schule und Elternhaus.
Ab der ersten Seite haben mich die
klaren präzisen Sätze in ihren Bann gezogen. Der Stil hat etwas
nüchternes, beobachtendes und findet trotzdem zu einer ganz eigenen
Schönheit und Zärtlichkeit.
Wie schon bei „Eine ganz andere
Liebe“ stammt das Cover-Motiv von dem Maler Martin-Jan van Santen
und passt wunderbar zum Buch. Ein echter Hingucker, der sich von dem
üblichen Einheitsbrei abhebt.
Wohl das intensivste, vielleicht auch
das ausgereifteste Buch des Autors. Auf mehr darf man gespannt sein.