Donnerstag, 6. August 2015

Autoreninterview "Zusammen finden" Teil 1

Ein Interview mit allen AutorInnen der Anthologie "Zusammen finden" - hier die erste Hälfte. Näheres zum Buch steht im Post darunter.
 
Susann Julieva und Bianca Nias - Der Werwolf von nebenan
Susann, wie kam es zur Zusammenarbeit mit Bianca? Wie war es für Dich, in ein neues Genre hineinzuschauen?
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Bianca? --- Ganz spontan und unkompliziert! Ich finde Biancas Romane klasse, also hab ich sie einfach mal gefragt, ob sie Lust hätte, sich für die Anthologie mit mir zusammenzutun - und sie war zu meiner großen Freude sofort dabei! Wir haben uns über eine Grundidee ausgetauscht, dann hat jeder einen kurzen Steckbrief seiner Figur erstellt, und danach haben wir einfach losgeschrieben, so richtig ins Blaue rein. Immer abwechselnd haben wir uns die Spielbälle zugeworfen und die andere durfte die Szene weiterspinnen. Das hat unglaublich viel Spaß gemacht. Beim Schreiben haben wir dann gemerkt, dass das Ganze zu lang wird für eine Kurzgeschichte. Also mussten wir für die Antho irgendwo unterbrechen. Wir schreiben aber weiter, denn es gibt noch viel zu erzählen. Ich freu mich riesig, dass deine Idee das ermöglicht hat und wir durch unsere Zusammenarbeit eine liebe Kollegin unterstützen können!
Wie war es für Dich, in ein neues Genre hineinzuschauen? --- Wunderbar! Im Grunde weiß ich gar nicht, weshalb ich bislang noch kein Urban Fantasy geschrieben hatte, da es eins meiner absoluten Lieblingsgenres ist. Im Kopf einer Figur herumzuspazieren, die eine unbezähmte Wolfsseite hat und über magische Fähigkeiten verfügt, ist eine tolle Erfahrung. Noah kam wie von selbst zu mir, ohne dass ich ihn mir hätte mühsam ausdenken müssen. Und Biancas bezaubernder Oliver und er sind perfekt füreinander. Mal sehen, was aus den beiden noch wird...

Bianca, wie war die Zusammenarbeit mit einer anderen Autorin für Dich? Hast Du das zum ersten Mal gemacht?
Zuallererst - ich war richtig geplättet, als Susann mich fragte, ob wir beide etwas zusammen schreiben wollen. So eine erfahrene und klasse Autorin, deren Stil ich über ihre Bücher kenne und liebe, möchte ausgerechnet mich als Co-Autorin? Natürlich habe ich voller Stolz zugesagt. Nein, es war nicht meine erste Zusammenarbeit und ich denke, es wird auch nicht die Letzte gewesen sein. Mit einer anderen lieben Kollegin arbeite ich an einem tollen und vielversprechenden Projekt, das aus bestimmten Gründen aber zwischendurch nochmal auf Eis gelegt worden ist. Gemeinsam die Ideen zu erarbeiten und sich gegenseitig die "Bälle zuzuwerfen", macht unglaublich viel Spaß. Das ist eben etwas ganz anderes, als für sich allein im stillen Kämmerchen zu sitzen, da man sich permanent austauscht, motiviert und berät.


Jobst Mahrenholz - Charlys Chips
Du hast zum ersten Mal eine Geschichte in England angesiedelt. Wie fühlte sich das an? Warst Du schon einmal in dem Land?
England, vor allem aber Schottland kenne ich recht gut. Ich liebe die englische Mentalität, den Humor dort, bin ein gnadenloser Fan von Schirm Charme und Melone und Harris Tweed und ich schätze das Frühstück dort.
Ich habe die Geschichte in Birmingham angesiedelt, da ich zeitgleich an einem Buch arbeite, dass zwischen Venedig und Padua spielt. Hätte ich Charlys Chip in Italien angesiedelt, wäre ich durcheinander gekommen. So war es kein Problem. Befand mich vom ersten Absatz an, in Erdington/GB


Justin C. Skylark - Dylan und Thor - on the road - ein Zwischenspiel
Wo ist diese Geschichte zeitlich angesiedelt in Bezug auf die Romane? Wird es noch weitere Bücher mit Dylan und Thor geben?
Die Dylan und Thor Reihe umfasst 4 Romane. Die Kurzgeschichte "Dylan & Thor - on The Road- ein Zwischenspiel" bezieht sich primär auf den letzten Band "Flyktet". Kann also als eine Art Fortsetzungsgeschichte angesehen werden. Zu Frage zwei: Oft werde ich nach einem weiteren Band gefragt, derzeit ist bei Teil 4 Schluss. Ich schließe einen fünften Band nicht aus, vielleicht wird es auch hier und da erstmal weitere Kurzgeschichten geben. Aber da gibt es noch keinen konkreten Plan. 


Tanja Meurer – Hunger
Für diese Geschichte hast Du intensiv recherchiert. Was war dabei besonders schwierig herauszufinden oder besonders interessant?
Was besonders schwierig herauszufinden war? Sehr einfach: wo das 1. Polizeirevier in Mainz im Winter 1916 gewesen war. Heute ist es in der Weißliliengasse und die Kriminaldirektion befindet sich in der Alice-Kaserne am Valenciaplatz. Allerdings war es das 1916 noch nicht. Da wurde die Kaserne noch als Kaserne genutzt. An dem Brocken habe ich mir die Zähne ausgebissen und konnte leider nicht mal meine Stiefmutter (Ur-Mainzerin) fragen, weil sie gerade im Urlaub war. Dieser Part ist leider sehr schwammig ausgefallen. Alles andere bereitete mir weniger Probleme. Ich bin Bauzeicherin aus dem Hochbau und habe in Mainz gelernt - besonders die Altbausanierung. Damit bin ich zumeist auf der sicheren Seite - nur in diesem Fall nicht. Mein Fundus an Büchern über die Geschichte und den Verlauf des ersten Weltkriegs, Mainz als Stadt, das Leben in den Kriegen, Kleidung, etc. haben mir darin leider auch nicht geholfen. Was besonders interessant war - das Hintergrundwissen zum Thema "Steckrübenwinter" - den Hungerwinter 1916. In diesem Winter ging die Schlacht bei Verdun zu Ende (19.12.1916). Es war die (bekanntlich) schrecklichste Schlacht (nur die Schlacht an der Somme forderte einen ähnlichen Tribut). Auf französischer Seite gab es ca. 377.000 Mann Verluste und auf deutscher Seite 337.000. Sie begann am 21. Februar 1916 und endete am 19. Dezember, ohne dass sich die Grenzen nennenswert verschoben gehabt hätten. Ich habe schon vor Monaten mehrere Berichte und Bücher dazu gelesen. Innerhalb einer einzigen Stunde wurden über 1.000 Schuss aus Mörsern abgegeben. Gruselige Vorstellung, oder? Und genau diese Schlacht hat Heinrichs Gegner hinter sich. Er lebt und liebt die Gewalt ... Hoffentlich kommt der "Landser" auch so rüber. Aber die Recherche hierzu hat mir viele neue Punkte aufgewiesen. Nicht nur der zweite Weltkrieg war die Hölle, der erste stand dem in nicht sonderlich vielen Punkten nach.
 

Rosha Reads - Sehnsucht ist ein subtiles Gefängnis
Worin unterscheidet sich dieser Text von Deinen bisherigen Arbeiten?
Zum einen ist es die erste Geschichte, die ich unter meinem Pseudonym veröffentlicht habe. Quasi mein Einstand mit einem schwulen Text.
Zum anderen habe ich in Vorbereitung auf die Kurzgeschichte mit der Erzählperspektive experimentiert und mich letztendlich für die Ich-Perspektive in Verknüpfung mit der zweiten Person Singular entschieden. Das Besondere hierbei ist, dass der Protagonist sich nicht an den Leser wendet (wie das bei der Verknüpfung mit der dritten Person Singular empfunden wird), sondern sich in Gedanken mit seinem Freund, der zweiten Figur der Geschichte unterhält. Das erzeugt eine besondere Intimität und auch Intensität, man ist als Leser ganz nah bei der erzählenden Figur. Man befindet sich im Kopf des Protagonisten. Was wiederum zu der Gratwanderung führte, nicht in Rührseligkeit abzudriften und einem an sich schweigsamen Menschen seine Gedanken abzuringen. Da man als Autor die Textwirkung nie exakt vorherbestimmen kann, bin ich nun sehr gespannt, inwieweit es mir hier gelungen ist, den Leser das fühlen zu lassen, was ich mit der Erzählung ausdrücken wollte.


Schännieh Dunkelstrauch - Zwischen Sojafleisch und Pinot noir
Wie viel von Dir steckt in dieser Geschichte?
Ich denke, in jeder Geschichte steckt immer irgendetwas vom Autor. Das lässt sich wohl nie ganz abstellen und das ist auch gut so. Manchmal spielen Geschichten in für den Autor vertrauten Städten, manchmal behandeln sie eigene Ängste oder in ähnlicher Form selbst erlebte Situation. Je nach Geschichte wechselt das bei mir zwischen subtil und deutlich herauslesbar. Im Fall von 'zwischen Sojafleisch und Pinot noir' sind es die Protagonisten, die beide viele Eigenschaften von mir selbst widerspiegeln. Jeder hat diese Momente, in denen er unfähig ist zu sprechen, zu schüchtern ist, sich nicht traut und Zweifel hat - wie Florian. Doch dann gibt es auch noch diese anderen, in denen man etwas anpacken will, etwas unbedingt haben möchte. Und dann wagt man es einfach - wie Finn.

Danke an alle für die interessanten Antworten zu unserer - wie man sieht - abwechslungsreichen Anthologie!

 

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