Diesmal haben alle die selben zwei Fragen bekommen:
- Woher kam die Idee/Inspiration zu Deinem Text?
- Wie schwer fiel es Dir, explizite Erotik zu schreiben? Wie
stark unterscheidet sich das von Deinen bisherigen Texten?
Und los geht es mit dem ersten Teil des Interviews.
Dennis Stephan – »Vom
Erwachsen werden«
Frage 1 Die Idee kam mir auf einem Trip durch Italien.
Einen Monat war ich unterwegs und musste feststellen, dass die Hitze
und das Temperament des Südens nicht nur unglaublich horny machen,
sondern dass es ausgerechnet meine zwei besten Freunde waren, die ich
am meisten vermisste. Nicht meinen Partner, nicht meine Familie,
sondern meine zwei besten Freunde. Also begann ich, über eine
unkonventionelle Beziehung zwischen drei Männern in Verona zu
schreiben. Ich fand das Thema sehr reizvoll: Zum einen, weil der
klassische Dreier für viele eine sehr erotische Vorstellung ist,
aber auch – wenn er dann in den Mittelpunkt tritt – immer mit
Problemen, Affären und Untreue konnotiert ist. Ich wollte zeigen,
dass Liebe und Sexualität auch zwischen mehr als zwei Leuten
problemlos möglich ist – auch zur gleichen Zeit …
Frage 2 Ich würde sagen, ich bin schlicht durch die Prüfung gefallen. Der Incubus Verlag hat nach Geschichten gesucht, die den Schlüpfer anfeuchten, nicht „nach dem Sinn des Lebens fragen“ – dummerweise liegt es in meiner Natur zu hinterfragen. Die größte Schwierigkeit war es für mich, einen Mittelweg zwischen meiner eher poetischen Sprache und Thematiken und plakativem Porno zu finden. Also habe ich mich mehr auf die leidenschaftlichen, romantischen Facetten der Geschichte konzentriert, um zu zeigen, dass Sex für die drei Jungs einfach zum Alltag gehört. Sex ist in einer Beziehung wie ein gutes Gespräch oder ein schlechtes Gespräch. Sex kann animalisch sein, kann komplett zügellos wirken, aber ist auch immer soziale Interaktion. Körpersprache kann wie jede andere missverstanden oder falsch übersetzt werden. Diese Pointe habe ich mir nicht nehmen lassen.
Romy Wolf – »Wüstensohn«
Frage 1
Tatsächlich war ich vorher weder ein Fan der Antike noch kannte ich
die einschlägigen Sandalenfilme oder die Serie Spartacus (siehe auch
“kein Fan der Antike“). Mein größter Berührungspunkt zu
Gladiatoren und Rom waren bis letztes Jahr die Asterix-Filme. Vor ein
paar Monaten dann schaltete ich im Fernsehen zufällig auf eine
Dokumentation über genau diese Themen, und weil mich geschichtliche
Sachen dann doch immer irgendwo interessieren, wenn sie mir vor die
Nase fallen, blieb ich hängen und musste mein Bild über die
Gladiatoren gründlich revidieren. Meine Neugier war geweckt, und ich
begann, über das Thema nachzulesen und zu recherchieren. Davon hat
es schließlich nur ein Bruchteil in die Geschichte geschafft, auch
wenn es ein einziges Puzzlespiel war, das alles so zusammenzubasteln,
dass es geschichtlich passte.
Frage 2 „Wüstensohn“ war auf jeden Fall ein gewaltiger Schritt aus meiner Komfortzone, denn Erotik ist normalerweise gar nicht mein Genre und spielt auch in meinen Büchern eine eher untergeordnete Rolle. Bei jedem anderen Verlag hätte ich über die Ausschreibung wahrscheinlich einfach hinweggeblättert, aber der Aufruf von Incubus passte einfach zu gut zu meiner Gladiatoren-Idee. Außerdem war die Ausschreibung ganz eindeutig auf ungewöhnliche aber hochwertige Erotik ausgelegt, und damit mein Ehrgeiz geweckt. Die Geschichte dann tatsächlich zu schreiben brachte einiges an Frust, Zweifel und „Ich schmeiß das alles hin!“-Momente mit sich. Ich bewundere Leute, denen so etwas einfach von der Hand geht. Entsprechend stolz war ich dann, als die Geschichte ihren Weg in die Anthologie fand.
Lasar
Herzberg – »Darkroom love«
Frage 1 Nun, der Kern ist
tatsächlich biografisch. Ich besuchte Freunde in Berlin, war auf
diesem Geburtstag, der Streit begann ... Später waren wir zu dritt
unterwegs und sie fingen wieder mit diesem Konflikt an. Genervt
schaute ich mich um und ja, da war ein ganz süßer Typ. Zuerst
traute ich mich nicht, ihn anzusprechen, dann kam ich auf die Idee,
an ihm vorbei in Richtung Darkroom zu laufen. Ja, er folgte mir. Und
dieses Darkroom-Erlebnis war so ganz anders als man es sonst kennt.
Ich fragte mich: Wie hätte diese Geschichte weitergehen können? Das
Ergebnis könnt ihr "In seiner Hand" nachlesen.
Frage 2 In einer Textwerkstatt
vor langer Zeit wurden wir aufgefordert, erotische Szenen zu
schreiben. Es sollte literarisch anspruchsvoll sein, aber auch sexy.
Das war unheimlich schwer, machte aber auch Spaß. Erotische Texte
sind eine viel größere Herausforderung als meine üblichen Texte.
Natürlich gibt es da auch Gemeinsamkeiten: wenn ich Texte schreibe,
die für Jugendliche gedacht sind, versuche ich die Sprache
authentisch klingen zu lassen, natürlich, echt. Das gleiche gilt
auch für die Erotik. Egal, welche Paar-Konstellationen es gibt: es
muss glaubwürdig erscheinen.
Raik Thorstad – »Unter Wasser«
Frage 1 Auf seine Weise gehört
die Geschichte zu der Geschichte eines On-Off-Paares, das in
meinem Kopf oft spazierengeht. Es ist eine Szene, die typisch für
die Dynamik dieses Paares ist, die auf der einen Seite von großer
Zerrissenheit und Unsicherheit und auf der anderen Seite von ganz
viel Zuneigung und irgendwie auch Selbstverständlichkeit erzählt.
Dass die beiden in so einer Situation auf diese Weise explosiv
aufeinander ... pardon, zueinanderkommen, ist typisch für die
beiden.
Frage 2 Sagen wir: Ich habe schon deutlichere Worte gefunden als in diesem Fall für "In seiner Hand". *lach* Daher war von dieser Seite her keine Hürde im Weg. Dafür aber umso mehr, weil ich eigentlich bisher wenig Material ganz ohne Hintergrundgeschichte hatte und man ja auch irgendwie in die Jungs reinkommen muss. Aber da habe ich ja - wie oben erwähnt - geschummelt, wie ich zugeben muss. ;) Ist auch kein Geheimnis, dass es nicht der einzige Versuch war, bevor ich zufrieden war.
Frage 2 Sagen wir: Ich habe schon deutlichere Worte gefunden als in diesem Fall für "In seiner Hand". *lach* Daher war von dieser Seite her keine Hürde im Weg. Dafür aber umso mehr, weil ich eigentlich bisher wenig Material ganz ohne Hintergrundgeschichte hatte und man ja auch irgendwie in die Jungs reinkommen muss. Aber da habe ich ja - wie oben erwähnt - geschummelt, wie ich zugeben muss. ;) Ist auch kein Geheimnis, dass es nicht der einzige Versuch war, bevor ich zufrieden war.
C. Dewi – »Obsession« und
»Sturm«
Frage 1 Bei der Geschichte
„Sturm“ hat es mich gereizt, über einen Protagonisten zu
schreiben, der abweisend und misstrauisch ist. Ismael ist ein Mann,
der schlimme Dinge erlebt hat und der in selbst gewählter Einsamkeit
lebt. Er ist so schroff und zynisch, dass er dem Leser älter
vorkommt, als er eigentlich ist. In diese soziale und emotionale
Isolation platzt Mateo. Als Kontrapart zu Ismael erscheint er
sanfter, aber mit der Zeit wird deutlich, dass auch seine
Vergangenheit einige Untiefen enthält, mit denen Mateo auf eine
andere (und doch vielleicht ähnliche) Weise umgeht als Ismael. Für
mich als Autor war es spannend, diese beiden Figuren zusammen
arbeiten und leben zu lassen. Es sind die kleinen Momente, solche,
die einen beim Lesen innehalten lassen, die die Erotik und die
Spannung der Geschichte ausmachen. Und oft ist das Ungesagte zwischen
den beiden Männern wichtiger als das gesprochene Wort.
In der Geschichte „Obsession“
wollte ich genau das einfangen: sexuelle Obsession. Hier fand ich es
interessant, nicht über das zu schreiben, was wirklich geschieht,
sondern über das, was sich im Kopf meines Protagonisten Eric
abspielt. Tom, das Objekt seiner Begierde, ist Projektionsfläche für
Erics Fantasien, die sich von Szene zu Szene zuspitzen. Zwischendurch
kann man sich als Leser schon fragen, ob Erics Fixierung auf Tom noch
gesund ist ...
Frage 2 Explizite Erotik zu schreiben, fällt mir generell nicht so schwer. Voraussetzung hierfür ist allerdings eine Handlung, in der die Erotik ihren Platz und vor allem Sinn hat. Zum Beispiel hat der Großteil der Handlung in meiner Novelle „Tänzer und Schatten“ einen erotischen Unterton. Der Sex und die körperliche Auseinandersetzung der beiden Protagonisten ist aber fundamentaler Teil ihrer Entwicklung.
Einen reinen Akt zu beschreiben, finde
ich langweilig, weil es sehr leicht geschehen kann, dass der Sex zur
reinen „Mechanik“ verkommt. Für mich passiert der beste Sex im
Kopf des Lesers. Eine einfache Berührung der Hände zweier
Protagonisten kann erotischer sein als drei Seiten ausführlicher
Schilderung von Sex.
Im Fall meiner Beiträge zu dieser
Anthologie stand ich allerdings sehr lange vor einem „mentalen
Stoppschild“. Es fiel mir schwer, mir eine Geschichte auszudenken,
die definitiv eine deutliche erotische Komponente haben MUSS. In
meinen anderen Geschichten sind Erotik und Sex oft eher ein Element
in der Entwicklung eines Charakters oder der Handlung – genauso,
wie Szenen, in der sich Protagonisten streiten, gemeinsam auf etwas
hinarbeiten, Gespräche führen, Erlebnisse teilen usw.
Zunächst begann ich mit „Obsession“.
Diese Geschichte ist sehr stark auf die erotische Gedankenwelt des
Protagonisten fixiert, und mir war von Anfang an klar, wie sie enden
würde. Dennoch waren die kleinen Szenen teilweise recht schwer zu
schreiben, weil ich eine Steigerung des Grades an sexueller Fixierung
darin transportieren wollte. Für einige Wochen lag die Geschichte
halb fertig herum.
Erst, als ich mir nicht mehr so viele
Gedanken um das Thema der Anthologie machte, konnte ich an „Sturm“
schreiben. Wie bei vielen meiner Geschichten wurde auch diese aus
einem Charakter, den ich interessant fand, geboren. Ich habe mich
hier ohne viel nachzudenken in den Schreibprozess hineingeworfen. Und
wie so oft funktionierte das ganz gut. Die Erotik in dieser
Geschichte hat für mich einen fundamentalen Sinn, weil mache Dinge
sich weder in Worten ausdrücken noch verstehen lassen. Nachdem ich
„Sturm“ beendet hatte, konnte ich auch die letzten Puzzlestücke
bei „Obsession“ einfügen.
Insgesamt hat es mich herausgefordert,
die Geschichten zu dieser Anthologie zu schreiben. Es hat mir aber
auch viel Spaß gemacht. Gerade Ismaels und Mateos Geschichte hat
mich sehr beschäftigt, was für mich als Autor immer ein gutes
Zeichen ist.
Björn Petrov »Stimmgewalt« und
»Mr. Sex-on-legs«
Frage 1 Die Inspiration. Bei "Mr. Sex-on-legs"
war's schlichtweg ein persönlicher Trigger. Ich mag es, wenn Männer
sich gut bewegen und das auf schön geformten Beinen und Füßen tun.
Man kann sehr viel mehr damit anstellen als sie zielorientiert rechts
und links zur Seite zu legen. Zumal es nicht nur erregende, sondern
auch entspannende Wirkung haben kann, sich damit zu beschäftigen.
Und Entspannung ist eine ziemlich gute Voraussetzung für ... Sagen
wir so: Ich finde, eine gekonnte Fußmassage kann ein entzückend
scheinheiliges Vorspiel für sehr aufregende Folge-Aktionen sein. Und
wenn man sich schon intim mit jemandem vergnügt, kann man doch ruhig
den ganzen Körper (und nicht nur die klassischen Hotspots) mit
einbeziehen.Bei "Stimmgewalt" war es eine Liedzeile, glaube ich. Irgendwas mit "take off your clothes" - sinnigerweise. Meistens ist Sex ja eine eher nonverbale Angelegenheit, was vielleicht daran liegt, dass man schmutziges Geflüster oder Anweisungen mit Erregungsabsicht eben schon irgendwie können und wollen muss, damit es funktioniert. Sich einem Partner in sexuellen Momenten zu unterwerfen bzw. den anderen allein mit Worten zu dominieren erfordert von allen Beteiligten ein hohes Maß an Vertrauen und Verantwortungsbewusstsein - sicher ein bisschen mehr als bei Akten ohne Machtgefälle. Jeder von uns hat bestimmt schon einmal jemanden getroffen, der sich aufregend und sexy angehört hat, auch ohne eindeutige Gesprächsrichtung. Ich wollte das ausbauen und potenzieren. Nicht zuletzt, um anzudeuten, dass Hingabe und Beherrschung viel ausgeprägter im Kopf als auf körperlicher Ebene passieren.
Frage 2 *lach* Zu meinen bisherigen Texten unterscheiden sich meine Anthologiebeiträge extrem, weil ich die normalerweise mit Zahlen, Massen, Baustoffen und Normvorgaben fülle. Abgesehen von einem Textchen auf fanfiktion.de habe ich bisher keine Prosa verfasst, und daran wird sich auch nichts ändern. Explizite Erotik ... hm. Darüber habe ich mir keine großen Gedanken gemacht. Die Zielvorgabe war, über Sex zu schreiben, und zwar nicht als Sachtext. Also habe ich das gemacht und in Worte gefasst, was mir durch den Kopf ging. Ich habe nicht lange erwogen, ob da vielleicht etwas zu direkt oder drastisch sein könnte. Sex IST direkt, und ich sah und sehe keinen Grund, Dinge nicht beim Namen zu nennen oder verschämt zu verschleiern. Insofern ist mir das Schreiben expliziter Szenen nicht schwergefallen.
Und zum Abschluss noch zwei Fragen an die Coverdesignerin - Ancutici
Welche Vorgaben hattest Du für die Gestaltung, was konntest Du selbst einbringen?
Das Briefing war recht offen formuliert. Bis auf das Farbklima gab es von Seiten des Verlags nicht viele Vorgaben. Anfangs stand eine eher abstrakte Visualisierung im Raum. Aufgrund des Titels haben wir uns jedoch recht schnell auf einen gegenständlichen Ansatz geeinigt. Die männliche Hand ist schließlich ein ganz wundervolles und sinnliches Motiv. Und durch den angedeuteten Blowjob wird, meiner Meinung nach, eine erotisch subtile Atmosphäre erzeugt, ohne die üblichen Stereotypen zu bedienen. Natürlich hat das Design die Aufgabe den Inhalt schnell und leicht erfassbar zu machen. Sexualität nicht auf gängige Bebilderungen zu reduzieren, war uns dabei allerdings sehr wichtig. Die Geschichten in dieser Antho sind zwar größtenteils sehr explizit (das muss man mögen), aber sie sind meilenweit von platter Pornografie entfernt. Ziel der Gestaltung war es, dass sich diese Differenzierung auf dem Cover widerspiegelt. Das Bildmotiv ist konkret genug, um den Leser emotional anzusprechen und gleichzeitig vage genug, um der eigenen Fantasie und den eigenen Vorlieben Raum zu lassen.
Gestaltungsrichtlinien haben sich vor allem auch durch das Lesen der Geschichten ergeben. Die Antho deckt beispielsweise eine enorme Zeitspanne ab. Dies galt es sowohl bei der Bildsprache, als auch bei der Typografie zu berücksichtigen. Da wir uns für ein sehr klassisches Stockfoto entschieden haben, war es mir wichtig, die Typo individueller zu gestalten. Das verwendete Plug-Icon hat nicht nur einen symbolischen Wert, es verändert auch die Schriftart. Aus der Grotesk wird eine Antiqua. Alt und neu stehen somit nah beieinander. Die männliche Sexualität (mit all ihren Facetten) wird zum verbindenden Element. Dass das A durch diese Reduzierung auch als Lambda wahrgenommen werden kann, finde ich ganz charmant.
Den Umschlag für eine Antho zu gestalten ist ohnehin eine spannende Aufgabe, da man nicht auf eine Referenzszene verweisen kann, sondern die Gemeinsamkeiten der einzelnen Stories herausarbeiten muss. Wenn man dann auch noch mit solch sorgfältig ausgewählten und überdurchschnittlich guten Texten konfrontiert wird, dann ist es definitiv “The Best Job of the World”.
Wie viele Entwürfe/Versionen gab es bis zur Endgültigen? Welche Überlegungen spielten bei der Entscheidung eine Rolle?
Ich verstehe Gestaltung als einen Prozess, der maßgeblich durch die daran beteiligten Personen geprägt wird, von daher gab es keine fertigen Entwürfe zur Auswahl. Wir haben uns Schritt für Schritt an das Ziel herangetastet. Der erste Step ist immer eine Analyse. Wie will ich das Buch positionieren? Wen möchte ich ansprechen? Was will ich vermitteln? Wie grenze ich mich von meinen Mitbewerbern ab? All diese elementaren Dinge eben, die die Gestaltung entscheidend beeinflussen. Ein Umschlag dient nicht nur dazu, den potentiellen Leser zum Kauf zu animieren, bzw. das Buch überhaupt erst wahrzunehmen, er muss auch die Erwartungen des Lesers erfüllen. Design ist kein Selbstzweck. Nur ein hübsches Mäntelchen zu stricken reicht nicht aus, vor allem nicht, wenn man langfristig ein "Marke" etablieren möchte.
Mit Uli hatte ich das große Glück, auf ein fantastisches Gegenüber zu stoßen. Er war mit so viel Enthusiasmus und Verve bei der Sache, dass die Arbeit großen Spaß gemacht hat. Wir hatten eine sehr detailverliebte und konstruktive Atmosphäre. Versionen und Visionen gab es daher eine Menge (ich zähle mal lieber nicht). Gestartet haben wir dieses Projekt mit einem Brainstorming. Da dies meine erste Zusammenarbeit mit den Incubi war, ist die Ideenfindung etwas umfangreicher ausgefallen. Trotz aller objektiven Kriterien ist Gestaltung immer auch eine Geschmacksfrage. Ein Brainstorming hilft hier ein Gespür für sein Gegenüber zu entwickeln. Uli hat sich recht schnell für ein Coverfoto entschieden. Danach standen etliche Durchgänge Bildbearbeitung an und last but not least haben wir uns sehr intensiv mit der Gesamtgestaltung auseinandergesetzt.
Ich danke allen für die Beantwortung meiner neugierigen Fragen. Nächste Woche folgt der 2. Teil.
Von Levi Frost und Björn Petrov signierte Exemplare des Buches kann man hier für einen guten Zweck ersteigern!
Welche Vorgaben hattest Du für die Gestaltung, was konntest Du selbst einbringen?
Das Briefing war recht offen formuliert. Bis auf das Farbklima gab es von Seiten des Verlags nicht viele Vorgaben. Anfangs stand eine eher abstrakte Visualisierung im Raum. Aufgrund des Titels haben wir uns jedoch recht schnell auf einen gegenständlichen Ansatz geeinigt. Die männliche Hand ist schließlich ein ganz wundervolles und sinnliches Motiv. Und durch den angedeuteten Blowjob wird, meiner Meinung nach, eine erotisch subtile Atmosphäre erzeugt, ohne die üblichen Stereotypen zu bedienen. Natürlich hat das Design die Aufgabe den Inhalt schnell und leicht erfassbar zu machen. Sexualität nicht auf gängige Bebilderungen zu reduzieren, war uns dabei allerdings sehr wichtig. Die Geschichten in dieser Antho sind zwar größtenteils sehr explizit (das muss man mögen), aber sie sind meilenweit von platter Pornografie entfernt. Ziel der Gestaltung war es, dass sich diese Differenzierung auf dem Cover widerspiegelt. Das Bildmotiv ist konkret genug, um den Leser emotional anzusprechen und gleichzeitig vage genug, um der eigenen Fantasie und den eigenen Vorlieben Raum zu lassen.
Gestaltungsrichtlinien haben sich vor allem auch durch das Lesen der Geschichten ergeben. Die Antho deckt beispielsweise eine enorme Zeitspanne ab. Dies galt es sowohl bei der Bildsprache, als auch bei der Typografie zu berücksichtigen. Da wir uns für ein sehr klassisches Stockfoto entschieden haben, war es mir wichtig, die Typo individueller zu gestalten. Das verwendete Plug-Icon hat nicht nur einen symbolischen Wert, es verändert auch die Schriftart. Aus der Grotesk wird eine Antiqua. Alt und neu stehen somit nah beieinander. Die männliche Sexualität (mit all ihren Facetten) wird zum verbindenden Element. Dass das A durch diese Reduzierung auch als Lambda wahrgenommen werden kann, finde ich ganz charmant.
Den Umschlag für eine Antho zu gestalten ist ohnehin eine spannende Aufgabe, da man nicht auf eine Referenzszene verweisen kann, sondern die Gemeinsamkeiten der einzelnen Stories herausarbeiten muss. Wenn man dann auch noch mit solch sorgfältig ausgewählten und überdurchschnittlich guten Texten konfrontiert wird, dann ist es definitiv “The Best Job of the World”.
Wie viele Entwürfe/Versionen gab es bis zur Endgültigen? Welche Überlegungen spielten bei der Entscheidung eine Rolle?
Ich verstehe Gestaltung als einen Prozess, der maßgeblich durch die daran beteiligten Personen geprägt wird, von daher gab es keine fertigen Entwürfe zur Auswahl. Wir haben uns Schritt für Schritt an das Ziel herangetastet. Der erste Step ist immer eine Analyse. Wie will ich das Buch positionieren? Wen möchte ich ansprechen? Was will ich vermitteln? Wie grenze ich mich von meinen Mitbewerbern ab? All diese elementaren Dinge eben, die die Gestaltung entscheidend beeinflussen. Ein Umschlag dient nicht nur dazu, den potentiellen Leser zum Kauf zu animieren, bzw. das Buch überhaupt erst wahrzunehmen, er muss auch die Erwartungen des Lesers erfüllen. Design ist kein Selbstzweck. Nur ein hübsches Mäntelchen zu stricken reicht nicht aus, vor allem nicht, wenn man langfristig ein "Marke" etablieren möchte.
Mit Uli hatte ich das große Glück, auf ein fantastisches Gegenüber zu stoßen. Er war mit so viel Enthusiasmus und Verve bei der Sache, dass die Arbeit großen Spaß gemacht hat. Wir hatten eine sehr detailverliebte und konstruktive Atmosphäre. Versionen und Visionen gab es daher eine Menge (ich zähle mal lieber nicht). Gestartet haben wir dieses Projekt mit einem Brainstorming. Da dies meine erste Zusammenarbeit mit den Incubi war, ist die Ideenfindung etwas umfangreicher ausgefallen. Trotz aller objektiven Kriterien ist Gestaltung immer auch eine Geschmacksfrage. Ein Brainstorming hilft hier ein Gespür für sein Gegenüber zu entwickeln. Uli hat sich recht schnell für ein Coverfoto entschieden. Danach standen etliche Durchgänge Bildbearbeitung an und last but not least haben wir uns sehr intensiv mit der Gesamtgestaltung auseinandergesetzt.
Ich danke allen für die Beantwortung meiner neugierigen Fragen. Nächste Woche folgt der 2. Teil.
Von Levi Frost und Björn Petrov signierte Exemplare des Buches kann man hier für einen guten Zweck ersteigern!
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