Eine kleine österreichische Stadt an
der Grenze zu Tschechien im Winter.
Es ist Weihnachten, wovon man wenig
merkt.
Hans, ein Bankangestellter Ende 50,
gönnt sich den Besuch eines Prostituierten, in den er verliebt ist
und dessen Zuwendung er sich erhofft.
Zuerst hat man Mitleid mit Hans, er ist
einsam, lässt sich vom Sohn ausnutzen, ohne sich gegen ihn
durchzusetzen, aber gegen Ende gewinnt er an Stärke und ist eine
sympathische Figur, die unbeirrt ihren Weg geht und ein kleines Stück
Glück für sich sucht.
Marek, ein junger aus Tschechien
stammender Österreicher, arbeitet neben dem Studium als Escort. Er
weiß, was er tut, ist zielstrebig, klug und vernünftig und gewinnt
mit seinem ernsthaften Wesen viel Sympathie. Als Kind hat er seine
Eltern verloren und sehnt sich danach, ein Foto von ihnen zu
besitzen, was am Ende zu einer dramatischen Zuspitzung führt.
Andreas, der Sohn von Hans, ist ein
echter Unsympath. Er beklaut, gewieft und ohne schlechtes Gewissen,
alte Damen, hintergeht und demütigt seinen Vater, den er ohne Grund
verachtet. Er sucht bei allem, was er tut, verzweifelt nach
Selbstbewusstsein, ist dabei recht erbärmlich und unterdrückt eine
latente Homosexualität. Seine Schwächen und Sehnsüchte steigern
sich so weit, dass er einer Art Obsession zu Marek, dem »Escort«
seines Vaters verfällt. Hier gibt es einen Moment, wo ich fürchtete,
die Handlung bzw. Wandlung wird unglaubhaft, aber Paul Senftenberg
weiß das zu verhindern.
Rami, ein Flüchtling aus dem Irak,
bleibt in all dem etwas blass, wenngleich auch er Sympathie gewinnt.
Er ist wohl heterosexuell, freundet sich aber trotzdem mit einem
schwulen Mitflüchtling an. Mit seiner ruhigen, höflichen Art
gewinnt er schnell die Zuneigung von Hans, der ihm etwas
Deutschunterricht gibt.
Bei Hans laufen alle Linien der
Handlung zusammen. Er ist (neben Marek) am Ende die sympathischste
und stärkste Figur.
Der Stil ist ebenso klar wie gut
lesbar, auf hohen Niveau und voller Wärme, ohne in Kitsch
abzugleiten. Erneut hat Paul Senftenberg mit »Ein Lächeln mit
Zukunft« sein Können als Autor bewiesen und einen ebenso
einfühlsamen wie zunehmend spannenden Roman verfasst, der wichtige
und aktuelle Themen, wie Einsamkeit im Alter und die Situation von
Flüchtlingen anspricht.
Das Cover, natürlich wieder mit einem
Motiv von Martin-Jan van Santen, passt gut zu der eher gedrückten Winterstimmung des Buches, das als
ansprechende Hardcover-Ausgabe angeboten wird.
Himmelstürmer Verlag 2017
ISBN
978-3863616205
Hardcover 206 Seiten, 18,90 €
eBook 13,99 €
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