Auf der Leipziger Buchmesse 2015 habe ich zwei Lesungen der Anthologie "Gleich Liebes, gleich ist das Essen fertig" bestritten und beide verliefen ganz anders als erwartet, aber richtig gut.
Los ging es am Samstag um halb elf am Stand des Größenwahnverlages. Hier hatte ich erwartet, mit Devin Sumarno alleine da zu sitzen, während uns niemand zuhört und Leute an uns vorbeihetzen. Doch als ich ein paar Minuten vor Beginn am Stand ankam, hatte sich schon eine Menschengruppe um den kleinen Eckstand aufgestellt. Der Verleger moderierte die Lesung und die Autorin Nino Delia war auch mit dabei, so dass wir zu viert waren.
Der Verleger präsentierte die Anthologie und stellte uns Fragen, vor allen zum queeren Ansatz des Buches und unserer Texte. Devin und Nino lasen aus ihren Geschichten, während ich einen poetisch-sinnlichen Auszug aus "Früchte der Erkenntnis" von Börje Schweizer las.
Einige Zuhörer kamen und gingen zwar, aber viele blieben die ganze Zeit dabei und interessierten sich auch im Anschluss für das Buch.
Ganz anders verlief die Lesung um 13 Uhr in der Lucca-Bar in der Innenstadt von Leipzig. Hier hatte ich erwartet, dass wir fein geordnet an einem Tisch sitzen, während ein paar Leute, die zum Essen in die Bar bekommen sind, uns gezwungenermaßen zuhören.
Als wir eine Viertelstunde vor Beginn erschienen, war die Bar bis auf den letzten Platz besetzt. Ein langer schmaler Raum, im hinteren Bereich mit einer Unterteilung, also denkbar ungeeignet für eine Lesung. Für uns war kein Platz mehr, und alles wirkte unvorbereitet und unorganisiert. Einige Leute schienen aber wirklich wegen der Lesung da zu sein. (Am Ende stellte sich heraus, dass wohl alle extra wegen der Lesung gekommen waren.)
Nach einigen chaotischer Minuten wurden wir zwischen Kücheneingang und Toilette am Rand platziert. Die Besucher nahmen das Chaos zum Glück mit Humor und die Atmosphäre war gleich aufgeschlossen. Der Herausgeber Jannis Plastargias stellte die Anthologie kurz vor und dann war ich auch schon dran. Ich las aus meiner Geschichte "Der Engel auf der Fensterbank", die neben nachdenklichen Untertönen auch Humor hat, was gut ankam. Ohne Mikrofon in in einer Bar zu lesen, ist natürlich eine Herausforderung für die Stimme.
Dann las Devin Sumarno aus ihrem Text "Dinner & Show" und Nino Delia aus "Wintermandeln, Mädchenkörper". Besonders das Thema Transidentität dieses Textes brachte viele Fragen aus dem Publikum und die Rückmeldung, dass man über dieses Thema viel zu selten etwas hört.
Auch die Frage, ob die Anthologie neben Geschichte mit homosexuellen oder transsexuellen Figuren, auch welche mit "nor..., also Mann und Frau" enthält, kam auf. Diese freundlich gemeinte Frage und das Wort, das noch korrigiert wurde, zeigte, wie wichtig die Themenausrichtung der Anthologie ist. Jannis las also zum Abschluss einen Text, in dem es um Mann und Frau geht, doch "normal" geht es in dieser Geschichte nicht zu.
Danach mussten wir fleißig signieren, denn es wurden fünf oder sechs Bücher gekauft. Und fünf Bücher muss man auf einer Lesung erstmal verkaufen! Nach weiteren netten Gesprächen und guten Wünschen, bekam ich am Ende noch Tipps, wo man schöne Friedhofsengel fotografieren kann.
Fazit: Aus etwas, das zuerst wie die programmierte Katastrophe erschien, wurde eine geile Lesung mit einem tollen Publikum, das uns mit offenen Armen aufgenommen hat.
Ach Jana, das hast du so schön zusammengefasst. Genau diese Erwartungen hatte ich auch, als Devin mir von den Lesungen berichtet hat, aber dass daraus wirklich zwei solch schöne Erinnerungen an die Messe werden, hätte ich nicht gedacht :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Nino
Hallo Jana,
AntwortenLöschenein wunderbares Chaos, was kann es besseres noch geben,
liebe Grüße Uta